Das Projekt Paradise
Das durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt „Privacy-enhancing And Reliable Anti-Doping Integrated Service Environment (PARADISE)” soll da Abhilfe schaffen. Es verfolgt das Ziel, die persönlichen Daten der Sportler zu schützen und die Anti-Doping-Kontrollprozesse zu vereinfachen.
Ein Konsortium aus
- den Fraunhofer-Instituten für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) und für Angewandte Informationstechnik (FIT),
- dem Unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD),
- der Technischen Universität Berlin,
- der Gesellschaft für Kommunikation und Kooperation (gekko GmbH) sowie
- des IT-Sicherheitsdienstleisters Uniscon
will eine auf den konkreten Kontrollvorgang limitierte, gleichzeitig aber sehr präzise, dynamische Lokalisierung der Top-Athleten erreichen. Bevor ein Kontrolleur aber auf die vom Athleten bereitgestellte Information zugreifen kann, bekommt er die Zugriffsrechte – und zwar durch zwei Autorisierungen: eine durch die NADA und eine durch den jeweiligen Sportler. Damit letzterer sicher sein kann, dass seine Daten vor unbefugtem Zugriff geschützt sind, werden “die Kontrollergebnisse in der Sealed Cloud abgespeichert” – einer Infrastruktur, die den Inhalt der Prozessdaten selbst vor den Betreibern der Infrastruktur rechtssicher verwahrt.
Um welche Daten geht es genau?
Drei Monate im Voraus, also im Fall der Olympischen Sommerspiele 2016 seit Anfang Mai, führen die deutschen Sportler ein Online-Tagebuch darüber,
- wann und wo sie genau anzutreffen sein werden,
- wie ihr Trainingsplan aussieht und
- welche privaten und beruflichen Termine anstehen
Diese Daten sollen bei PARADISE so optimiert sein, dass die Kontrolleure die Sportler schnell und punktgenau finden können. Wichtig sei dabei aber laut der Projektleitung, dass nicht irgendwelche unautorisierten Parteien unverhältnismäßig viele Daten der Sportler einsehen können.
Was allen Beteiligten klar sein dürfte: Anti-Doping-Kontrollen und Digitalisierung geht nur mit besserem Datenschutz! Zurzeit werde aber “in Persönlichkeitsrechte von Athleten derart eingegriffen, dass für mich eine Grenze erreicht ist”, befindet der renommierte Sportrechtler, Michael Lehner. Die Kanutin Carolin Leonhardt drückt es der Tageszeitung Die Welt gegenüber direkter aus: “Was man sich alles gefallen lassen muss, ist schon abartig. Da darf man nicht zimperlich sein!”
Ja, schon! Anti-Doping-Kontrollen darf tatsächlich kein Sportler umgehen, wenn wir sauberen Sport wollen. Nur – Persönlichkeitsrechte von Athleten gilt es trotzdem zu wahren!